Auftaktveranstaltung der Veranstaltungsreihe „Deutsche Vielfalt im Wandel“

Auftaktveranstaltung der Veranstaltungsreihe „Deutsche Vielfalt im Wandel“

Deutsche Vielfalt im Wandel – Unser Beitrag als Interkulturalist*innen

Am 9. September 2024 starteten wir unsere Veranstaltungsreihe „Deutsche Vielfalt im Wandel – Unser Beitrag als Interkulturalist*innen“*. Diese Reihe richtet sich gegen Extremismus, Radikalisierung, Diskriminierung und Polarisierung und bietet Interkulturalist*innen sowie Interessierten einen Raum für Austausch und praxisorientierte Lösungsansätze im Umgang mit den gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit.

In der Auftaktveranstaltung mit dem Thema „Umgang mit schwierigen Teilnehmenden“ kamen 45 engagierte Teilnehmende zusammen, um gemeinsam über den Umgang mit herausfordernden Situationen in interkulturellen Trainings zu sprechen. Besonders die Praxisbeispiele von Pritima regten zu intensiven Diskussionen an: Wie kann das Trainingspersonal souverän auf islamophobe, rassistische oder polarisierende Äußerungen in kompakten Trainingsformaten reagieren?

Wir erarbeiteten eine Vielzahl an hilfreichen Strategien für Trainer*innen und Menschen, die sich von solchen Kommentaren überfordert fühlen:

  1. Souveräne Selbstkontrolle: Nutze Atemtechniken und Selbstreflexion, um Ruhe zu bewahren und selbstsicher aufzutreten. Frage dich, was dich triggert, und wie du dich beruhigen kannst.
  2. Kollegiale Beratung: Suche Unterstützung durch kollegiale Beratung, um Herausforderungen gemeinsam zu reflektieren und Lösungsansätze zu finden.
  3. Klar positionieren: Positioniere dich deutlich und gib dem Thema Raum in der Gruppe, aber achte darauf, den zeitlichen Rahmen zu wahren. Überlege auch, ob zukünftige Formate eventuell abgelehnt werden sollten, wenn die Zeit nicht ausreicht.
  4. Respektvolles Zuhören: Zeige dem Fragesteller, dass du ihn respektierst und hörst, indem du bewusst nachfragst, z.B. „Was meinst du genau?“ oder „Welche Frauen? Welche Werte?“. Schaffe damit Klarheit und Selbstreflexion.
  5. Umgang mit destruktivem Verhalten: Wenn eine Person aktiv destruktiv handelt oder anderen schaden will, frage sie, warum sie anwesend ist, und biete ihr an, den Raum zu verlassen.
  6. Reflexion im Raum anregen: Stelle der gesamten Gruppe Fragen wie: „Was passiert gerade hier im Raum?“ und fördere die Reflexion über die Dynamiken, die sich entwickeln.
  7. Ground Rules etablieren: Lege zu Beginn des Trainings klare Regeln fest, die einen respektvollen und kooperativen Umgang sichern.
  8. Positives hervorheben: Betone positive Beiträge und stelle konstruktives Verhalten in den Vordergrund.
  9. Zusammenhänge hinterfragen: Frage kritisch nach, z.B. bei Themen wie Kleidung und Werte, um tiefere Reflexion zu fördern.
  10. Wertequadrat nach Schulz von Thun nutzen: Setze das Wertequadrat ein, um unterschiedliche Perspektiven zu beleuchten und wertschätzend miteinander zu kommunizieren.
  11. Anti-muslimischen Rassismus klar benennen: Reproduzierte Feindbilder sichtbar machen und klar benennen, wenn anti-muslimischer Rassismus auftritt.
  12. Kooperation in den Vordergrund stellen: Lenke die Aufmerksamkeit weg von moralischen Urteilen hin zu einer kooperativen Zusammenarbeit.
  13. Thema fokussieren und zeitlich begrenzen: Gib dem Thema entweder sofort oder zu einem festgelegten Zeitpunkt Raum und begrenze gleichzeitig den zeitlichen Rahmen.
  14. Ruhe bewahren und souverän bleiben: Negative Stimmungen souverän lenken, tief Luft holen.

 

Zitate zum Nachdenken: „Es waren die Besten, mein Lieber! DIE BESTEN DER WELT! Und warum? Weil sich die Völker vermischt haben. Vermischt wie die Wasser aus Quellen und Bächen und Flüssen, damit sie zu einem großen lebendigen Strom zusammenrinnen.“ Carl Zuckmeyer aus  seinem Drama „Des Teufels General“. von 1946

 

Empfehlungen für Literatur und Artikel: Martin Lemme, Die Kraft der Präsenz; Tahar ben Jelloun: Le Racisme explique a ma fille; Klärungshilfe 1: Handbuch für Therapeuten, Gesprächsleiter und Moderatoren in schwierigen Gesprächen von Christoph Thomann (Autor), Friedemann Schulz von Thun (Autor), Christine Naumann-Bashayan.

 

Es war eine inspirierende Veranstaltung, die für viele wertvolle Impulse sorgte. Wir verließen den Raum motiviert und gestärkt – mit der Zuversicht, dass wir als Interkulturalist*innen durch unsere Arbeit gemeinsam einen wichtigen Beitrag zur Förderung und Weiterentwicklung einer demokratischen, vielfältigen und respektvollen Gesellschaft leisten können. Den Abschluss der Veranstaltung bildete das Gedicht von Rabindranath Tagore „Where the Mind Is Without Fear“, das die inspirierende Stimmung nochmals verstärkte.

Where the mind is without fear and the head is held high
Where knowledge is free
Where the world has not been broken up into fragments
By narrow domestic walls
Where words come out from the depth of truth
Where tireless striving stretches its arms towards perfection
Where the clear stream of reason has not lost its way
Into the dreary desert sand of dead habit
Where the mind is led forward by thee
Into ever-widening thought and action
Into that heaven of freedom, my Father, let my country awake.

 

Deutsche Übersetzung: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16606

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