Fortbildung: Die Kraft der Diversity-Karten mit Șeydâ Buurman-Kutsal

Ausgrenzung von Einzelnen, Gruppen und auch Gesellschaften nimmt zu und eindimensionale Zuschreibungen haben längst den öffentlichen Diskurs und die Sprache durchdrängt. Oft wird nach einfachen Lösungen und Erklärungen gesucht, auch Auftraggebende treten mit diesen Wünschen an interkulturelle Facilitator:innen. Doch nur wenn wir der Komplexität der zwischenmenschlichen Identitäten und Dynamik Raum geben und sie ins Licht holen, können wir uns der Auflösung von Missverständnissen und Konflikten nähern und Potentiale entdecken.

Das Facilitation Tool der Diversitätskarten ermöglicht es mit systemisch-methodischer Aufstellungsarbeit, die Wechselwirkung verschiedenster Dimensionen wie Herkunft, Hautfarbe, Sprachkenntnisse, sexueller Orientierung – die sogenannte Intersektionalität sichtbar und besprechbar zu machen. Durch physische Positionierung zu und mit den Diversitäts-Karten, öffnen die Teilnehmenden sich der Komplexität, und können von da aus aktiv und zukunftsweisend ein bewusstes, wohlwollendes und sichereres Miteinander gestaltet – ob in Teams oder Organisationen.

Mit dieser Methode arbeiten Șeydâ Buurman-Kutsal undMarten Bos seit über zehn Jahren erfolgreich um konkrete Handlungsmöglichkeiten für Menschen und Systeme abzuleiten. Die Diversitäts-Karten bieten ein Hilfsmittel für die Begleitung von Einzelpersonen sowie bei Gruppen und Teams, in Aus- und Fortbildung. Sie fungieren als unterstützendes Instrument, das bei Trainings, Team-Coachings, individuellem Coaching/Einzelcoaching, Supervision/Therapie und Organisationsberatung eingesetzt werden kann. Der Workshop ist eine Einladung an Teilnehmende zur Selbsterfahrung im Bereich Intersektionalität und methodischer Arbeit mit diesen Karten. Am Ende werden Anwendungsmöglichkeiten aufgezeigt und good practices aus über 10 Jahren Sektoren- und Branchen übergreifender Arbeit mit dieser Methode in den Niederlanden und Englisch-sprachigen Raum besprochen.

Hintergrund
Kimberley Crenshaw (1) hat mit dem Begriff der Intersektionalität eine Möglichkeit eingeführt die Perspektive auf den Einfluss der Identitätsaspekte zu öffnen. Die Inspiration für die Inhalte der Karten entstammen zu einem großen Teil der Arbeit von Prof. Dr. Gloria Wekker, die das intersektionelle bzw. kaleidoskopische Denken in den Niederlanden eingeführt hat, zunächst im Interkulturellen und später zudem im Diversitätsdenken. Die Anregungen für die verschiedenen Arbeitsformen mit den Karten haben ihren Ursprung zum Teil aus der Gestalttheorie. Dort liegt der Fokus im allgemeinen Bewusstmachen, der Herstellung von Kontakt sowie einem tatsächlichen physischen Erfahren. Auch die Systemische Arbeit ist Teil der Inspiration, wobei auch der Einfluss von diversen, größeren Systemen (Feldtheorie im Gestaltdenken) mitgedacht werden.

(1) Kimberlé Crenshaw (1989): Demarginalizing the Intersection of Race and Sex: A Black Feminist
Critique of Antidiscrimination Doctrine. In: The University of Chicago Legal Forum. S. 139–167.

Ṣeydâ Buurman-Kutsal ist Expertin auf dem Feld der Diversität, Gleichstellung und Inklusion und arbeitet als Unternehmensberaterin, Trainerin und Supervisorin mit den unterschiedlichsten Organisationen, Kommunen, Unternehmen und Universitäten in Europa. Sie hat die Methodik der Diversitätskarten in Zusammenarbeit mit dem Entwickler Marten Bos in die deutsche Version übersetzt und für den deutschsprachigen Markt verfügbar gemacht.